Krypto
22 Nov. 2025
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Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin: Wie reagieren?
Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin, zwingt Kurzzeithalter zum Verkauf und erfordert Vorsicht.
Der Markt sendet Warnsignale: Der Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin erreicht Niveaus, die zuletzt um den FTX-Crash zu sehen waren. Kurzfristige Halter werfen Coins ab, der Kurs liegt klar unter der 200‑Tage‑Linie, die Stimmung kippt in extreme Angst. Was diese Mischung bedeutet – und wie Anleger nüchtern reagieren.
Bitcoin erlebt einen markanten Momentum-Bruch. Mehrere Onchain‑Indikatoren schlagen so stark aus wie zuletzt in Phasen heftiger Kapitulationen. Daten von Glassnode zeigen, dass realisierte Verluste auf Werte klettern, die mit der November‑2022‑Phase rund um den FTX‑Zusammenbruch vergleichbar sind. Der Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin wird dabei nahezu vollständig von kurzfristigen Haltern getragen, also Wallets, die in den letzten rund 90 Tagen gekauft haben und jetzt mit Verlust verkaufen. Gleichzeitig notiert der Kurs deutlich unter seinem 200‑Tage‑Durchschnitt – ein klassisches Stresssignal am Markt.
Die Größenordnung fällt ins Auge: Das aktuelle Verlust‑Cluster ist das größte seit Anfang 2023 und gehört zu den wenigen in den letzten fünf Jahren, die eine tägliche Rate von etwa 600 Millionen bis 1 Milliarde US‑Dollar erreicht haben. In der Marktstruktur zeigt sich das bekannte Muster einer raschen Korrektur: steigender Spot‑Verkauf, sinkende Funding‑Rates und der Rückzug jener Käufer, die zuvor auf Momentum setzten. Die Folge: Stimmung in extremer Angst und ein Markt, der ausgedehnt unter Trend handelt – Bedingungen, die historisch oft, aber nicht immer, kurzfristige Böden begünstigten.
Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin: Was steckt dahinter?
Was sind realisierte Verluste – einfach erklärt
Realisierte Verluste entstehen, wenn Anleger ihre Coins unterhalb ihres Einstandspreises verkaufen. Onchain‑Analysen können grob abschätzen, wann Coins zuletzt bewegt wurden und damit, ob ein Verkauf eher im Gewinn oder Verlust stattfindet. Steigen die realisierten Verluste stark, deutet das auf breite, defensive Verkäufe hin – oft ausgelöst durch Angst, Margin‑Druck oder gebrochene Trendmarken.
Die aktuellen Befunde
- Realisierte Verluste erreichen laut Glassnode Werte, die an die Kapitulationsphase im November 2022 erinnern.
- Treiber sind vor allem kurzfristige Halter, die innerhalb der letzten 90 Tage gekauft haben.
- Der Kurs liegt klar unter dem 200‑Tage‑Durchschnitt; die Marktstimmung verharrt in extremer Angst.
- Das aktuelle Verlust‑Cluster ist das größte seit Anfang 2023 und läuft zeitweise bei 600 Mio. bis 1 Mrd. US‑Dollar pro Tag.
Warum ist das wichtig? Weil solche Phasen oft einen Umschlagpunkt markieren. Wenn viele Short‑Term‑Investoren in kurzer Zeit kapitulieren, wandern Coins häufig in stärkere Hände. Das kann den Verkaufsdruck mittelfristig reduzieren. Gleichzeitig bleibt kurzfristig die Volatilität hoch, solange kein externer, positiver Impuls den Trend bricht.
Kurzfristige Halter im Fokus
Wer verkauft – und warum gerade jetzt?
Kurzfristige Halter haben oft engere Stopps, kürzere Zeithorizonte und reagieren sensibler auf Trendbrüche. Fällt Bitcoin unter wichtige Marken wie die 200‑Tage‑Linie, lösen sich viele Setups auf. Genau das sehen wir jetzt. Der Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin spiegelt diesen Druck: Neuere Marktteilnehmer schneiden Positionen, um weitere Verluste zu vermeiden, oder um Margin‑Anforderungen zu erfüllen.
Was das für die Angebotsseite bedeutet
Wenn kurzfristige Halter dominieren, entsteht in kurzer Zeit viel Angebot. Das drückt den Preis. Gleichzeitig verändert sich die Besitzstruktur: Coins wandern häufig zu Investoren mit längerer Perspektive. In vergangenen Zyklen folgte darauf nicht selten eine Phase der Beruhigung – vorausgesetzt, der makro- oder marktinterne Schock ebbt ab.
Technische Lage: Unter der 200‑Tage‑Linie und 3,5 Standardabweichungen
Weit entfernt vom Trend
Laut dem unabhängigen Analysten MEKhoko handelt BTC aktuell mehr als 3,5 Standardabweichungen unter dem 200‑Tage‑Durchschnitt. Eine so starke Abweichung ist selten. In der vergangenen Dekade trat sie nur dreimal auf: im November 2018, im März 2020 beim Pandemie‑Crash und im Juni 2022 während der Three Arrows Capital/Luna‑Krise. Solch extreme Distanz zum langfristigen Mittelwert unterstreicht, wie ungewöhnlich stark die aktuelle Bewegung ist.
Was Standardabweichungen aussagen
Standardabweichungen messen, wie weit ein Wert typischerweise um seinen Durchschnitt schwankt. 3,5 Standardabweichungen sind statistisch außergewöhnlich. Das heißt nicht, dass sofort eine Umkehr bevorsteht, aber es zeigt, wie stark der Markt bereits in eine Richtung gelaufen ist. In Kombination mit exzessiven realisierten Verlusten entsteht das klassische Bild einer Überdehnung.
Marktstruktur: Spot‑Verkäufe, Funding‑Rates und Momentum
Das Muster einer Korrektur
Die laufende Bewegung passt zu einem bekannten Ablauf in Korrekturphasen:
- Spot‑Umsätze steigen, weil Anleger physische Coins verkaufen.
- Funding‑Rates fallen, da Derivate‑Positionen neu bewertet werden und riskantere Longs verschwinden.
- Momentum‑Käufer ziehen sich zurück, weil Trend‑Signale brechen.
Dieses Zusammenspiel verstärkt den Druck kurzfristig. Erst wenn der Spot‑Verkauf nachlässt, Funding‑Raten sich normalisieren und Käufer wieder Vertrauen fassen, kann sich ein Boden ausbilden. Bis dahin bleibt die Schwankung hoch.
Historische Parallelen und mögliche Konsequenzen
Was uns 2018, 2020 und 2022 lehren
In den genannten Phasen lag Bitcoin deutlich unter Trend und die Stimmung war von Angst geprägt. Danach folgten jeweils volatile Wochen, bevor sich der Markt fangen konnte. Das heißt: Ein tiefer Abverkauf kann die Voraussetzungen für eine Stabilisierung schaffen, garantiert sie aber nicht. Ohne klaren Auslöser – etwa bessere Makro‑Aussichten – pendelt der Markt oft, testet Tiefs und zwingt Ungeduldige aus Positionen.
Rolle der Stimmung
Aktuell ist die Stimmung in „extremer Angst“. Solche Extreme deuten oft auf ausgereizte Bewegungen hin. Historisch waren sie nicht selten Vorboten einer taktischen Erholung. Dennoch gilt: Sentiment allein ist kein Timing‑Werkzeug. Es ist ein Puzzleteil, das zusammen mit Preis, Trend und Onchain‑Daten betrachtet werden sollte.
Vor diesem Hintergrund ist der Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin zweischneidig: Er zeigt Schmerz und Kapitulation, die oft reinigend wirken. Er klärt aber nicht, ob bereinigte Positionen sofort neue Nachfrage freisetzen. Dafür braucht es entweder Ruhe auf der Makroseite oder ein klares positives Katalysator‑Signal.
Handlungsoptionen: Besonnen bleiben, Risiko managen
Ansatzpunkte für eine disziplinierte Vorgehensweise
- Kontext lesen: Kombiniere Trendmarken (200‑Tage‑Linie), Onchain‑Signale (realisierte Verluste) und Stimmung. Ein einzelnes Signal reicht selten.
- Volatilität einkalkulieren: In überdehnten Phasen sind starke Gegenbewegungen normal. Positionsgrößen entsprechend anpassen.
- Hebel prüfen: Sinkende Funding‑Rates und brüchiges Momentum sprechen gegen aggressiven Leverage‑Einsatz.
- Einstiegsdisziplin: Wer auf Erholung setzt, kann auf Signale wie das Zurückerobern wichtiger Durchschnitte achten oder darauf, dass die Verlust‑Dominanz abflaut.
- Zeithorizont planen: Kurzfristige Trades folgen anderen Regeln als langfristiges Akkumulieren.
- Emotionen zügeln: Extreme Angst ist ein Umfeld für Fehlentscheidungen. Regeln vor dem Trade definieren.
Was die Daten jetzt nahelegen – ohne zu überdehnen
Die Kombination aus tiefer Abweichung vom 200‑Tage‑Durchschnitt, hoher realisierter Verlust‑Dominanz und extremer Angst passt zu Phasen, in denen sich kurzfristige Böden bilden können. Das ist kein Versprechen, sondern eine Wahrscheinlichkeitsaussage mit vielen Wenns und Abers. Ein Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin kann anzeigen, dass schwache Hände verkaufen. Ob und wann starke Hände übernehmen, entscheidet sich an Liquidität, Makronachrichten und dem Verhalten großer Marktteilnehmer.
Wer taktisch agiert, definiert Zonen statt Punkte: Bereiche, in denen Risiko‑Rendite aus Sicht der eigenen Strategie stimmt. Wer strategisch investiert, kann Staffelungen nutzen und Zeit als Diversifikator. In beiden Fällen hilft es, klare Invalidierungen festzulegen – also Bedingungen, bei deren Eintreten die Annahmen nicht mehr gelten.
Am Ende hängt vieles vom nächsten Impuls ab. Ohne frische, positive Nachricht bleibt der Handel nervös. Kommt ein Katalysator, kann aus einer erzwungenen Kapitulation eine kräftige Gegenbewegung werden. Bis dahin spricht vieles für geduldiges Beobachten, sauberes Risikomanagement und den Respekt vor der aktuellen Marktdynamik. Der Anstieg realisierter Verluste bei Bitcoin liefert wichtige Hinweise – die Einordnung in Trend, Liquidität und Stimmung bleibt der Schlüssel.
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