KI Rechenzentren mit Frackinggas fordern Gemeinden zu konkreten Regeln für Lärm, Wasser und Rückbau.
KI Rechenzentren mit Frackinggas setzen in Texas und im Süden der USA auf schnelle, eigene Stromquellen. Sie entstehen nah an Gasfeldern, erzeugen Strom aus neuen Gaskraftwerken und verändern Landschaften. Anwohner melden Lärm, Licht und Sorgen ums Wasser. Unternehmen verweisen auf Tempo, Versorgungssicherheit und den Wettlauf mit China.
Die neue KI-Welle gibt der Fracking-Industrie ein Comeback. Große Rechenzentren entstehen direkt an den großen Gasfeldern und zapfen die Förderung teils direkt an. Viele Betreiber bauen eigene Kraftwerke für eine sichere Versorgung. Das klingt pragmatisch, hat aber Folgen für die Orte, an denen diese Anlagen stehen.
Ein Beispiel sorgt aktuell für Schlagzeilen: Poolside, ein Startup für KI-Coding, baut in Westtexas eine riesige Anlage auf mehr als 500 Hektar. Der Standort liegt nahe dem Permian Basin, dem produktivsten US-Öl- und Gasgebiet, wo Fracking Standard ist. Das Projekt trägt den Namen Horizon und soll zwei Gigawatt Rechenleistung bereitstellen – vergleichbar mit der elektrischen Kapazität des Hoover Dam, nur dass hier kein Fluss, sondern Gas brennt. Partner ist CoreWeave, das Rechenleistung mit Nvidia-Chips vermietet und über 40.000 GPUs zuliefert. Beobachter sprechen von einem „Energie-Wildwest“.
Auch die anderen großen Player gehen ähnlich vor. OpenAI baut mit Partnern das Stargate-Rechenzentrum in Abilene, Texas. CEO Sam Altman sagte beim Besuch offen: „Wir verbrennen Gas, um dieses Rechenzentrum zu betreiben.“ Die Anlage umfasst acht Gebäude, braucht rund 900 Megawatt Strom und hat ein eigenes gasbetriebenes Kraftwerk mit Turbinen, wie sie sonst Kriegsschiffe antreiben. Die Firmen betonen, die Anlage diene vor allem als Backup, die Hauptlast komme aus dem regionalen Netz – einer Mischung aus Gas sowie großen Wind- und Solarfarmen in Westtexas.
Nicht alle Nachbarn sind beruhigt. In direkter Nähe zu Stargate klagt Arlene Mendler über anhaltende Baugeräusche, helle Lichter und die gerodete Mesquite-Landschaft. Sie zog vor über 30 Jahren für Ruhe und Sternenhimmel hierher. Jetzt hat der Alltag ein anderes Klangbild.
Ein weiterer Nervpunkt ist Wasser. Westtexas erlebt Dürre, die Stauseen waren zum Zeitpunkt des Besuchs von Altman etwa halb voll, Gärten dürfen nur zweimal pro Woche bewässert werden. Oracle, das am Standort beteiligt ist, sagt, jede der acht Hallen benötige nach einer anfänglichen Füllung von einer Million Gallonen für die geschlossenen Kühlsysteme nur 12.000 Gallonen pro Jahr. Der Forscher Shaolei Ren von der University of California, Riverside, hält das Bild jedoch für unvollständig: Solche Kühlsysteme erhöhen den Strombedarf – und damit die indirekte Wasserentnahme an den Kraftwerken, die diesen Strom erzeugen.
Meta plant in Richland Parish, der ärmsten Region Louisianas, ein Rechenzentrum für rund 10 Milliarden Dollar – so groß wie 1.700 Footballfelder. Der reine Rechenbedarf soll zwei Gigawatt betragen. Entergy will dafür drei große Gaskraftwerke mit 2,3 Gigawatt bauen, gespeist mit Frackinggas aus der Haynesville Shale. Auch dort beschweren sich Anwohner über Dauerbaustellen. Parallel kündigte Meta für El Paso, Texas, ein weiteres Projekt mit rund 1,5 Milliarden Dollar und einem Gigawatt an, das ab 2028 ans Netz gehen soll. Laut Meta wird es zu 100 Prozent mit sauberer und erneuerbarer Energie gematcht.
Selbst xAI von Elon Musk ist indirekt mit Fracking verbunden. In Memphis bezieht der Versorger Memphis Light, Gas and Water (heute Stromlieferant für xAI und künftig Eigentümer der von xAI gebauten Umspannwerke) Erdgas über Texas Gas Transmission und Trunkline Gas Company. Beide Pipelines transportieren Gas aus durch Fracking erschlossenen Quellen.
Warum also dieser Kurs? Die Antwort der Unternehmen ist klar: Es geht um Versorgungssicherheit, Geschwindigkeit – und um China. Chris Lehane, seit 2024 Vizepräsident Global Affairs bei OpenAI, sagte auf einer TechCrunch-Bühne, die Welt brauche bald „in der Größenordnung von einem Gigawatt pro Woche“ an zusätzlicher Energie. Er verwies auf Chinas massiven Ausbau mit 450 Gigawatt und 33 neuen Nuklearanlagen im letzten Jahr. Für Lehane ist die Rechnung geopolitisch: Wer jetzt groß baut, stärke Industrie, bringe Fertigung zurück und modernisiere das Energiesystem.
Politisch bekommt dieser Ausbau Rückenwind. Eine Executive Order aus Juli 2025 beschleunigt Genehmigungen für gas-, kohle- oder nuklearbetriebene Rechenzentren, bietet finanzielle Anreize und öffnet Bundesland für solche Projekte – erneuerbare Energien sind explizit ausgenommen.
Was KI Rechenzentren mit Frackinggas antreibt
Der neue Energie-Hunger der KI
Die derzeitige KI-Generation verlangt massive Rechenleistung. Video-Generatoren wie Sora 2 verschlingen um ein Vielfaches mehr Energie als Chatbots. Um das zu stemmen, sichern sich Betreiber Standorte, an denen sie Strom selbst erzeugen oder nahe an Gasquellen beziehen können. Bei Poolside/CoreWeave ist das die Permian-Region. Bei OpenAI ist es Abilene mit eigenem Gaskraftwerk als Sicherheitsnetz. Meta knüpft in Louisiana den Stromzugang an neue Gaskapazitäten von Entergy.
Diese Projekte sind groß, teuer und schnell. Sie versprechen den Firmen die Kontrolle über Kosten und Verfügbarkeit. Sie bedeuten jedoch auch, dass KI Rechenzentren mit Frackinggas in kurzer Zeit neue Emissions- und Infrastrukturspuren legen, während Behörden Verfahren verkürzen.
Warum Texas, Louisiana und Tennessee gefragt sind
Die Gründe liegen auf der Hand:
Kurze Wege zum Gas: Permian Basin in Westtexas, Haynesville Shale in Louisiana.
Vorhandene Netze und Pipelines: etwa Texas Gas Transmission und Trunkline Gas Company Richtung Memphis.
Fläche und Genehmigungs-Tempo: Riesige Grundstücke, politische Unterstützung, Executive Order 2025.
Mix mit Erneuerbaren: In Westtexas gibt es große Wind- und Solarparks, die einen Teil des Stroms liefern.
KI Rechenzentren mit Frackinggas füllen so Lücken, wo Netze an Grenzen stoßen, und umgehen Wartezeiten beim Netzausbau. Der Preis für diese Geschwindigkeit sind sichtbare Eingriffe vor Ort.
Menschen vor Ort: Lärm, Licht, Landschaft, Wasser
Nachbarschaft unter Druck
Für Anwohner wie Arlene Mendler haben die Bauarbeiten in Abilene den Alltag verändert. Der Blick in den dunklen Himmel ist verschwunden, Maschinenlärm ist Alltag, Mesquite-Gehölz ist gerodet. Solche Veränderungen entstehen, wenn hunderte Hektar geebnet, Straßen verbreitert und Zufahrten gebaut werden.
Wasser als Konfliktlinie
Die Diskussion um Kühlung und Wasserverbrauch ist komplex. Geschlossene Kreisläufe brauchen anfangs viel Wasser, später wenig. Doch wenn der Stromverbrauch steigt, steigt auch der indirekte Wasserbedarf in Kraftwerken. In Regionen mit Dürre, halb vollen Reservoirs und Bewässerungsregeln klingeln da die Alarmglocken. Gemeinden fragen, ob Rechenzentren in trockenen Gebieten ein gutes Geschäft sind.
Wettbewerb mit China als Master-Argument
Unternehmen rahmen die Debatte geopolitisch. Chris Lehane nennt den Vergleich mit Chinas Energiebau als Grund für Tempo und Größe. Diese Sicht verkauft KI Rechenzentren mit Frackinggas als Brückentechnologie: jetzt Gas, später sauberer. Dazu passt die Politik, die fossile und nukleare Projekte beschleunigt und fördert, während Erneuerbare davon ausgenommen sind.
Das Argument zieht auch wirtschaftlich: Re-Industrialisierung, neue Jobs, regionale Entwicklung. Doch Anwohner fragen: Zu welchem Preis? Wer zahlt für Emissionen, Netzausbau und steigende Grundlast – und wie lange?
Risiko-Kette und Blasen-Gefahr
Die KI-Branche hängt eng zusammen. OpenAI braucht Microsoft. Microsoft braucht Nvidia. Nvidia braucht Broadcom. Oracle baut und vermietet, Rechenzentrumsbetreiber liefern Flächen und Strom – und alle Verträge verweisen im Kreis aufeinander. Die Financial Times warnt: Wenn ein Glied schwächelt, steht viel teure Infrastruktur leer – von Hallen bis Gaskraftwerken. Das ist kein kleines Branchenproblem, sondern „eine Sorge für die weitere Wirtschaft“.
Verträge schaffen teils nur mittelfristige Sicherheit. Meta garantiert Entergy die Kosten für neue Kraftwerke in Louisiana für 15 Jahre. Poolside hat mit CoreWeave einen 15-Jahres-Vertrag. Danach bleibt die Frage offen: Wer trägt die laufenden Kosten, wenn Verträge auslaufen? Versorger könnten Restkosten in Tarife pressen. Gemeinden könnten auf veralteten Anlagen sitzen bleiben.
Brauchen wir wirklich so viel neue Erzeugung?
Was die Duke-Studie nahelegt
Eine Studie der Duke University zeigt: Versorger nutzen im Jahresmittel nur rund 53 Prozent ihrer Kapazität. Mit etwas Flexibilität ginge mehr. Wenn Rechenzentren ihre Last in Spitzenzeiten für wenige Stunden um etwa die Hälfte senken, könnten Netze zusätzliche 76 Gigawatt aufnehmen. Das würde den bis 2029 erwarteten Bedarf der Branche von 65 Gigawatt abdecken. MIT Technology Review hat diese Ergebnisse aufgegriffen.
Das hätte zwei Vorteile:
Schnellerer Start neuer Zentren ohne neue Kraftwerke.
Mehr Zeit für den Bau sauberer Alternativen statt eines Gassprints.
Für Betreiber ist das unbequem. Lastmanagement verlangt Planung, Software, Verträge mit Netzbetreibern. Aber es könnte Baukosten sparen, Genehmigungen erleichtern und lokale Konflikte entschärfen. Für Gemeinden wäre es ein Signal, dass KI Rechenzentren mit Frackinggas nicht der einzige Weg sind.
Was kommt als Nächstes? Optionen jenseits von Gas
Private Gelder fließen in kleine modulare Reaktoren und große Solarprojekte. Viele Investoren setzen darauf, dass diese Technologien künftig die Rechenzentren versorgen. Auch Fusionsfirmen wie Helion und Commonwealth Fusion Systems sammeln viel Kapital, teils von Akteuren aus der KI-Welt wie Nvidia und Sam Altman. An der Börse steigen Bewertungen von Energie-Startups, obwohl sie noch keine Umsätze machen. Märkte preisen eine Zukunft ein, die es heute noch nicht gibt.
Doch der Zeithorizont ist lang. Selbst Optimisten sprechen von vielen Jahren bis Jahrzehnten, bis neue Kernenergie oder gar Fusion in der Breite versorgt. In dieser Spanne laufen die Gasanlagen – und Gemeinden tragen die Nebenwirkungen. Das Risiko: Wenn die KI-Euphorie abflaut, bleiben Netzkosten, ausgeräumte Flächen und Anlagen mit Restwert. Dann fragen Steuerzahler und Stromkunden, wie viel sie für ein Rennen bezahlt haben, das andere gestartet haben.
Transparenz, Tempo und die Rolle der Gemeinden
Mehr Mitsprache, weniger Konflikt
Die Geschichten aus Abilene und Richland Parish zeigen: Frühzeitige Information und echte Beteiligung hätten vieles entschärft. Gemeinden brauchen klare Pläne zu Lärm, Licht, Wasser, Verkehr und Rückbau. Sie brauchen Verträge, die über 15 Jahre hinausdenken. Und sie brauchen Zusagen, wie Lastmanagement, wenn das Netz knirscht.
Klare Regeln für Strom und Wasser
Sinnvoll wären:
Verbindliche Lastreduktion in Spitzenzeiten.
Transparente Wasserbilanzen inklusive indirektem Verbrauch in Kraftwerken.
Ökologische Ausgleichsflächen und Lichtschutz in der Bauphase.
Rückbau- und Sicherungsfonds für den Fall, dass Projekte scheitern.
So lässt sich der Schaden begrenzen, wenn Pläne kippen. Und so wächst Vertrauen, wenn Großprojekte vor der Haustür entstehen.
Am Ende steht eine einfache Frage: Wollen wir die nächste KI-Ausbaustufe mit Gas oder mit Zeit kaufen? Der schnelle Weg über KI Rechenzentren mit Frackinggas drückt heute die Risiken in die Gemeinden. Der flexible Weg über Lastmanagement und ein geplanter Ausbau sauberer Quellen braucht Geduld, könnte aber die Kosten fairer verteilen. Klar ist: Die Menschen, die neben den Zäunen leben, sollten nicht die Letzten sein, die davon erfahren – und nicht die Ersten, die am Ende die Rechnung bezahlen.
(Source: https://techcrunch.com/2025/10/17/your-ai-tools-run-on-fracked-gas-and-bulldozed-texas-land/)
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FAQ
Q: Was versteht man unter KI Rechenzentren mit Frackinggas und warum entstehen sie?
A: KI Rechenzentren mit Frackinggas sind große Datenzentren, die nahe Gasfeldern gebaut werden und eigenen Strom aus Frackinggas erzeugen, um sehr hohe Rechenleistungen zu sichern. Firmen begründen das mit Tempo, Versorgungssicherheit und dem Ziel, im Wettlauf mit China konkurrenzfähig zu bleiben.
Q: Welche Projekte in den USA illustrieren den Trend zu KI Rechenzentren mit Frackinggas?
A: Beispiele für KI Rechenzentren mit Frackinggas sind das Horizon‑Projekt von Poolside und CoreWeave in Westtexas auf mehr als 500 Hektar mit rund zwei Gigawatt Rechenleistung sowie das Stargate‑Rechenzentrum von OpenAI in Abilene mit etwa 900 Megawatt und eigenem Gaskraftwerk. Auch Meta plant große Anlagen in Richland Parish, Louisiana (zwei Gigawatt, Entergy baut drei Gaskraftwerke mit 2,3 Gigawatt) und ein Projekt in El Paso, und in Memphis bezieht xAI Erdgas über regionale Pipelines.
Q: Welche Auswirkungen haben diese Anlagen auf Anwohner und die Landschaft?
A: Anwohner berichten von anhaltendem Baulärm, hellen Lichtern und der Rodung von Buschland, wie es in Abilene mit Mesquite‑Gehölz geschehen ist. KI Rechenzentren mit Frackinggas verändern so lokale Lebensqualität und führen zu Sorgen um Lichtschutz, Lärm und verlorene Naturräume.
Q: Wie wirkt sich der Betrieb von KI Rechenzentren mit Frackinggas auf den Wasserverbrauch aus?
A: Unternehmen wie Oracle nennen für geschlossene Kühlsysteme eine anfängliche Füllung von einer Million Gallonen und danach nur 12.000 Gallonen pro Jahr pro Halle, doch Forscher wie Shaolei Ren halten diese Angaben für unvollständig. KI Rechenzentren mit Frackinggas können durch höheren Strombedarf indirekt zusätzlichen Wasserverbrauch an den Kraftwerken verursachen, was in dürregefährdeten Regionen heikel ist.
Q: Warum setzen Betreiber statt auf erneuerbare Energien häufig auf lokale Gaskraftwerke?
A: Betreiber argumentieren, dass lokale Gaskraftwerke schnell verfügbare, kontrollierbare und kosteneffiziente Energie liefern, die nötig ist, um die massiven Rechenanforderungen heutiger KI‑Systeme zu decken. KI Rechenzentren mit Frackinggas gelten für Unternehmen deshalb als pragmatische Brückentechnologie, um kurzfristig Kapazität bereitzustellen.
Q: Welche Rolle spielt die Politik beim Ausbau von KI Rechenzentren mit Frackinggas?
A: Eine Executive Order vom Juli 2025 beschleunigt Genehmigungen, bietet finanzielle Anreize und öffnet Bundesland für Projekte mit Gas, Kohle oder Kernenergie, während erneuerbare Energien ausdrücklich ausgenommen werden. Durch solche Maßnahmen werden KI Rechenzentren mit Frackinggas politisch begünstigt und der schnelle Ausbau erleichtert.
Q: Gibt es Alternativen, um den zusätzlichen Energiebedarf der KI ohne neue Gaskraftwerke zu decken?
A: Eine Duke‑Studie legt nahe, dass Versorger im Jahresmittel nur rund 53 Prozent ihrer Kapazität nutzen und durch Lastmanagement zusätzliche 76 Gigawatt aufnehmen könnten, wenn Rechenzentren Spitzenlasten kurzfristig reduzieren. KI Rechenzentren mit Frackinggas sind somit nicht alternativlos; Lastflexibilität, Netzoptimierung und langfristig kleine modulare Reaktoren, Solarprojekte oder Fusion werden als Optionen genannt.
Q: Was können Gemeinden tun, um Risiken durch KI Rechenzentren mit Frackinggas zu begrenzen?
A: Gemeinden sollten frühzeitig eingebunden werden, verbindliche Pläne zu Lärm, Licht, Wasser, Verkehr und Rückbau einfordern sowie Rückbau‑ und Sicherungsfonds vertraglich absichern. Transparente Wasserbilanzen und vertraglich geregelte Lastreduktionen in Spitzenzeiten helfen, die Auswirkungen von KI Rechenzentren mit Frackinggas zu reduzieren.